18. Februar 2012

Hackermanifest 2012

Liebe Politiker von heute, liebe so genannte "Netzparteien",

Es ist nun 26 Jahre her, dass der Mentor euch sein Manifest, den Hackerparagraphen sandte. Ihr habt immer noch nichts gelernt. Ihr wollt nicht lernen. Und daher erneure ich das Hackermanifest auf den heutigen Stand.

Das Bewusstsein eines Hackers
Original von "The Mentor", 8. Januar 1986

Wieder wurde einer verhaftet, "Millionenverdienst mit gestohlener Musik", so schreiben die Medien, "Milliardenverlust durch Raubkopien!", "Sie schaden den Künstlern!".
Verdammte Jugend, alle sind sie gleich.

Aber hast du, mit deiner 50er Jahre Technikphobie und deinem Schwarz-Weiß-Denken, mal darüber nachgedacht, was uns als Netzgemeinde antreibt? Hast du dich nie gewundert, was uns geschmiedet hat, welche Kräfte uns geformt haben?

Ich bin einer von ihnen, einer der Netzgemeinde, betrete meine Welt. Meine Welt beginnt in der Schule, unterfordert von Additions und Subtraktionsaufgaben in der sechsten Klasse, gelangweilt von der elften Erklärung, wie man einen Bruch kürzt.
Verdammte Jugend, der ist doch nur zu faul, alle sind sie gleich.

Ich komme in die neunte Klasse, wo ich zum siebzehnten Mal Lehrer Prozentrechnung erklären hören muss.
"Nein, Frau Schmidt, ich habe die Rechenwege nicht aufgeschrieben, ich hab's im Kopf gerechnet."
Verdammte Schüler, Wahrscheinlich hat ers irgendwo abgeschrieben, alle gleich sind sie.

Doch dann finde ich ich was. Dieses Ding, dieser Computer. Warte mal, das ist cool. Wenn etwas nicht funktionert, dann, weil ichs verkackt habe, und nicht, weil er micht nicht mag...
...oder Angst vor mir hat...
...oder mich für einen Klugscheisser hält...
...oder keine Lust zu Unterrichten hat...
Verdammtes Kind, spielt eh' nur Spiele. Alle gleich sind sie!

Und dann geschieht es, eine Tür tut sich auf, zu einer neuen Welt aus Bits und Bytes. Sie rauschen durch meine Adern wie Heroin durch die Venen eines Süchtigen. Ein Rückzugsort von den Unzulänglichkeiten des täglichen Lebens, eine Heimat ist gefunden...

"Das ist es... hier gehöre ich hin..."

Ich kenne jeden hier, obwohl ich sie nie traf, nie mit ihnen sprach und vielleicht nie wieder von ihnen hören werde.
Verdammte Jugendliche, verbrauchen wieder Traffic. Alle gleich sind sie.

Da kannst du deinen fetten Politikerarsch drauf verwetten. Wir wurden mit Brei gefüttert, wenn wir nach Fleisch hungerten. Die wenigen Brocken, die Ihr fallen ließet, waren vorgekaut und geschmacklos. Wir wurden von Sadisten beherrscht, von Politikern ignoriert. Die wenigen, die uns etwas beibringen konnten, fanden uns willig, aber auch das war nur ein Tropfen auf heißem Stein.

Dies ist unsere Welt, Die Welt der Elektronen, der Bits, die Schönheit der Bytes, wir nutzen ein Netz als Territorium, welches durch eure Angriffe immer Wertloser wird. Ihr würdet dieses Verhalten einen Akt des Krieges nennen, aber wir sind für euch ja eh' nur alle gleich.

Wir nutzen dieses Netz... und Ihr nennt uns kriminell.
Wir erforschen... und Ihr nennt uns kriminell.
Wir suchen nach Wissen... und ihr nennt uns kriminell.
Wir existieren ohne Nationalität, ohne Hautfarbe, ohne Geschlecht, ohne religiöse Vorurteile... und ihr nennt uns kriminell.

Ihr baut Atombomben, betrügt, lügt, mordet, greift andere Länder an, betreibt Lobbyismus und versucht, uns weiszumachen, es sei zu unserem eigenen Guten. Und dennoch sind WIR die Kriminellen?

Ja, ich bin Kriminell. Mein Verbrechen ist die Neugier und die Angewohnheit, Menschen nicht nach Aussehen und finanziellem Wohlstand zu beurteilen. Mein Verbrechen ist es, klüger als Ihr zu sein, etwas, dass Ihr mir nie Vergeben könnt.

Ich komme aus der Netzgemeine, und das ist mein Manifest. Ihr könnt mich ruhigstellen, doch Ihr könnt nicht alle ruhigstellen. Denn... nach allem... sind wir doch alle gleich, oder?

4 Kommentare:

  1. Recht hast du... und du machst mich neidisch =(

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  2. "Ja, ich bin Kriminell. Mein Verbrechen ist die Neugier und die Angewohnheit, Menschen nicht nach Aussehen und finanziellem Wohlstand zu beurteilen. Mein Verbrechen ist es, klüger als Ihr zu sein, etwas, dass Ihr mir nie Vergeben könnt."
    Geil. Obwohl, wenn du so einen wie Kim Dotcom (nur so ein Beispiel, und ich liebte Megavideo, aber der Typ ist einfach schlimm) betrachtest, ist ja nicht immer so wahr. Gibt es auch ziemlich schlimmer Hackes. Wie in jedem Bereich, wahrscheinlich.

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  3. Kim Dotcom/Schmitz ist ja auch kein Mitglied der Netzgemeinde, sondern ein widerlicher Parasit, der schon damals reihenweise Blackboards an Freiherr von Gravenreuth verraten hat, gegen Geld. Menschen wie Dotcom/Schmitz sind im Endeffekt nicht besser als gierige Politiker, stets auf den eigenen Vorteil bedacht.

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